Gedanken zum Superhelden-Genre

Kolumne2

Neulich habe ich mich mit dem geschätzten @NerdNerdNerd_de ein wenig über unser Vorhaben hier ausgetauscht und mir ist aufgefallen, dass unser Kanon und damit auch der Podcast vielleicht doch die ein oder andere Erklärung benötigen.

Grund war meine Aussage, dass wir bei Supergirl [1984] das erste Mal ein gemeinsame Universum im filmischen Superhelden-Genre serviert bekommen. Superman taucht dort in Persona von Christopher Reeve als ein Poster auf und wird in einer Radio-Ansage erwähnt. Beide Figuren teilen sich dadurch eine gemeinsame Filmwelt. Diese Aussage war Stein des Anstoßes für @NerdNerdNerd_de, um einzuhaken und mich zu korrigieren. Wie das nun mal auf Twitter so ist, entwickelte es sich sehr schnell in eine „Nein!“ – „Doch!“ – „Oooh!“ Diskussion. 140 Zeichen sind zu wenig und im Internet wollen wir alle Recht behalten. Ich inklusive!

Deshalb lasst mich hier ein wenig länger, aber hoffentlich immer noch kurz und knackig ein paar allgemeine Gedanken auskippen, die auch mit Supergirl [1984] zu tun haben.

Wenn ich sage, dass der Film „das erste Mal ein gemeinsame Universum im filmischen Superhelden-Genre“ zeigt, dann kann man diesen Satz wunderbar in seinen Einzelteilen anpacken und auseinander pflücken.

Springen wir mitten rein und greifen uns „gemeinsames Universum“ heraus. Gemeint ist natürlich das, was wir heute bei Marvel eindrucksvoll sehen und was DC eher gezwungen versucht: Superhelden, die sich eine Filmwelt teilen. Iron Man besucht Captain America, Ant-Man stiehlt von Falcon und natürlich treffen sie alle im Avengers-Film aufeinander! Wie bereits oben erwähnt, trifft genau das auch auf Supergirl [1984] zuDer Film referenziert die vorhergegangenen Superman-Filme und positioniert sich deutlich in diese Filmwelt. So weit, so gut.

Die größte Kontroverse dürfte es aber bei der Aussage „das erste Mal“ geben. @NerdNerdNerd_de hat natürlich Recht, wenn er sagt, dass es vorher auch schon Crossover und damit gemeinsame Welten rund um Superhelden gab. Klar, in den Comics ist das Alltag. Im Fernsehen ist das auch schon vor 1984 passiert, zum Beispiel in den verschiedenen Marvel-Serien der 70er Jahre oder sogar schon zwischen The Green Hornet und Batman.*

Aber auf der großen Leinwand, im Blockbuster-Kino, ist das an dieser Stelle neu. Und damit sind wir auch schon beim letzten Teil meiner Aussage: „das filmische Superhelden-Genre“. Hier wird es nun wirklich kontrovers, aber für mich beginnt das Superhelden-Genre im Jahr 1978 mit dem ersten Superman. Wieso, weshalb, warum könnt ihr im Detail in der entsprechenden Sendung hören. In der Kurzform: Das filmische Superhelden-Genre ist gleichbedeutend mit großem finanziellen Aufwand, es ist ein Produzenten-getriebenes Blockbuster-Genre, das sich in der Erzählstruktur an Campbells Heldenreise orientiert und auf der großen Kinoleindwand stattfindet. Es besitzt also formale und erzählerische Gemeinsamkeiten. Natürlich gibt es immer Ausreisser, Grenzgänger und Sonderlinge, die so gar nicht auf vorgefertigte Definitionen passen aber trotzdem dazugehören. Oder Meta-Kommentare, die aus all diesen Gemeinsamkeiten ausbrechen und trotzdem dazugehören.

Für mich (und auch andere, leider fehlen mir momentan entsprechende Literatur-Quellen) beginnt das Genre also im Jahr 1978. Erst mit Superman von Richard Donner wird aus den vorherigen TV-Produktionen und B-Filmen das oben definierte Genre. Erst mit diesem Film kommen alle Faktoren das erste Mal zusammen. Und seit diesem Film werden sie immer weiter verfeinert, erneuert und referenziert. Das kann man natürlich auch anders sehen.

Für Arne, meinen Co-Host im Podcast, zählt Adam Wests Batman-Film** aus dem Jahr 1966 bereits zum Genre. Den Film haben wir in unserer ersten Sendung besprochen und festgestellt, dass wir ihn höchst unterschiedlich einordnen. Für mich ist es ein cleverer, subversiver Kommentar auf das Comic-Medium und ein erfrischender Ansatz, dieses Medium zu verfilmen. Der Film selbst bleibt aber nur ein Ausreisser, ein Vorgeschmack auf das spätere Genre. Für Arne beginnt dort aber eben jenes.

Ich bleibe also bei meiner Aussage. Das filmische Superhelden-Genre beginnt im Jahr 1978 mit Superman, baut sich in den folgenden Jahren weiter auf und erfährt durch Supergirl im Jahr 1984 sein erstes Crossover und somit ein gemeinsames Filmuniversum zwischen den Titel-Helden.

Man darf mir sehr gerne in den Kommentaren argumentativ widersprechen!

 


*Danke für den Hinweis an dieser Stelle übrigens! Davon wusste ich selbst noch gar nicht.

**Ganz wichtig: Es ist nur der Film gemeint! Die TV-Serie klammen wir hier ganz bewusst aus, weil sie nicht Teil unserer Arbeit ist und sein kann!